Wettbewerb um das Europäisches Filmzentrum Camerimage in Toruń, Polen

Wettbewerb

Baumschlager Eberle Architekten erzielten Ende August in einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren um das Europäische Filmzentrum Camerimage (Europejskie Centrum Filmowe Camerimage) im polnischen Toruń den ersten Preis. Mit insgesamt 42 Teilnehmer*innen in der ersten Stufe und fünf in der zweiten war der Bewerb zahlreich und hochrangig besetzt. Der zweite Preis ging an das japanische Büro Kengo Kuma mit seinem Partner K. Ingarden, J. Ewy Architekci Co. Den dritten Preis erhielt das polnische Team P2PA Co.

Der Bau des neuen Filmzentrums, dessen jährlicher Glanzpunkt ein Festival ist, stellt mit einer Bausumme von rund 120 Mio. € die größte Investition für den Kulturbereich in Polen dar. Die Kosten werden wesentlich von der polnischen Regierung und der Stadt Toruń mitgetragen. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 anvisiert.

Bauaufgabe: Bedeutung für Polen:

  • National-international 

    Es gibt nicht viele Orte in Polen, an denen ein kulturelles Ereignis von Weltrang, vergleichbar mit Cannes oder den Oscars, stattfinden könnte. Auf Grund des alljährlichen Filmfestivals hat sich Torun dafür angeboten. Das künftige Camerimage Centre mit seiner Festivalhalle und der begleitenden Infrastruktur für Filmproduktion und -vorführung ist definitiv ein Schritt in diese Richtung. Das Filmzentrum verfügt über das Potenzial, ein Ort der Förderung des polnischen Films und ein Ort des lebendigen kulturellen Austauschs mit globaler Reichweite zu sein. Aus diesen Gründen wird das gesamte Vorhaben von der polnischen Regierung mitfinanziert. Im Unterschied zu den prominenten Festivals mit ihrem Star-Image ist das Festival in Toruń auf die handelnden Personen im Bereich der Film-Produktion fokusiert. Speziell für Kamerafrauen und-männer ist die Verleihung des „Goldenen Frosches“ als Pendant zum Oscar ein Gradmesser für die Qualität der Arbeit. Symbolisch wird daher das neue Camerimage Centre von einem mächtigen „Goldenen Frosch“ bewacht, der auch als Gestalt in der Sagenwelt der Stadt an der Weichsel eine Rolle spielt.

    Unmittelbar in der Nähe des Camerimage-Zentrums befindet sich das Kultur- und Kongresszentrum Jordanki, entworfen von Fernando Menis. Das bestehende und künftige Ensemble werden als Kulturbezirk das Planungsgebiet mit einer neuen Qualität der Architektur und des öffentlichen Raums bereichern.

    Toruń, eine Stadt westlich von Warschau mit etwa 200 000 Einwohnern, die ein wunderschönes historisches Erbe aus dem Mittelalter besitzt, macht sich auf diese Weise fit für seine Zukunft als kultureller Hotspot des Landes.

Bauaufgabe: Bedeutung für Baumschlager Eberle Architekten:

  • National-international 

    Für Baumschlager Eberle zählt auch die Dimension des neuen Projekts. Mit einer geplanten Bausumme von 120. Mio. € und rund 41.165 Quadratmetern Bruttosgeschoßfläche stellt es einen Quantensprung im Bereich der Kulturbauten des Unternehmens dar: Weit über die Grenzen Polens hinaus ist es das erste Bauvorhaben von Baumschlager Eberle Architekten dieser Größenordnung. Erfahrungen und Kompetenz hat unser Krakauer Büro be ddjm Krakóv bereits über die Jahre hinweg sammeln können. Zu den jüngsten Projekten zählen die Musikzentren in Luslawice (fertiggestellt) und Krakau (in Planung), welche die Reputation von Baumschlager Eberle Architekten im Kultursegment Polens festigen konnten.

    In anderen Typologien -etwa im Verwaltungsbau – haben Baumschlager Eberle Architekten international eine beachtliche Zahl an Gebäuden ähnlicher Größenordnung im Lauf der Jahre realisieren.

    Das Projekt Filmzentrum Camerimage ist unmittelbar mit dem Festival als einem sehr wichtigen kulturellen Ereignis von Weltrang verbunden: das bedeutet, dass das Gebäude-Ensemble jedes Jahr den Hintergrund für ein großes internationales Medienereignis bilden wird. Das Festival als Knotenpunkt der Filmindustrie eröffnet damit die Möglichkeit, die Marke Baumschlager Eberle Architekten auch weltweit bekannt zu machen.

     

Geschichte des Festivals

  1. Die Geschichte des Festivals begann in Toruń. Das Festival fand dort zwischen 1993 und 1999 statt.
  2. Das Festival übersiedelt nach Łódź, wo die Veranstaltung zehn Jahre lang (2000-2009) stattfand. Damals gab es den ersten Ansatz, das Festival- und Konferenzzentrum mit einem Filmstudio zu bauen. Das Projekt wurde von Frank Ghery entwickelt, aber die Regierung wollte das Festival damals nicht mit öffentlichen Geldern unterstützen. Im Jahr 2010 beschlossen die Organisatoren, das Festival aus Łódź zu verlegen.
  3. Das Festival wird 2010 in Bydgoszcz organisiert, wo das Festival bis 2018 blieb.
  4. Im Dezember 2017 unterzeichneten der Kulturminister Piotr Gliński, der Stadtpräsident von Toruń Michał Zaleski und Marek Żydowicz die Vereinbarung über die Einrichtung des Festivalzentrums in Toruń. Das Festival findet von 2019 bis jetzt in Toruń statt.

Architektur

Harmonisch integriert in den Grüngürtel der Stadt, ergänzt die neue Gebäudekomposition den historischen Stadtkern der Stadt Toruń. Damit wird das Projekt ein natürlicher Bestandteil der Stadt und ein neues Highlight für die Zukunft. Die Zukunft bedeutet konkret, dass hier in Etappen ein Filmstudio, ein Ausbildungszentrum, die eigentliche Festivalhalle, das Präsentationsforum für die Filmindustrie, Kinosäle und ein unterirdisches Filmmuseum gebaut werden.

Thematisch wird mit der Architektur das Kristalline als Feinschliff der Natur interpretiert. Die Gebäude stehen symbolisch für sechs „Steine im Park“, um die Gesamtheit von Natur und Architektur zu erreichen. Das Kristalline der Architektur bedeutet auch Offenheit und Geschlossenheit, mit Aussicht auf die Stadt und Geborgenheit im Dunklen der Kinosäle. Entsprechend ist auch die Materialwahl: Glas und gefärbtes Metall bilden eine kontrastreiche Oberfläche für die Gebäude, deren signifikante Geometrie den konkreten Ort prägt.

Das Filmzentrum ist in seiner Verwendung ambivalent: Es funktioniert als grüner Außenraum für die Bevölkerung, es wird im Alltag genutzt und ist einmal im Jahr Treffpunkt der internationalen Filmschaffenden. Dazu Prof. Dietmar Eberle: „Das Projekt reflektiert unsere grundsätzliche Haltung, Architektur für den Alltag und den Sonntag zu entwerfen. Auf authentische Weise werden ein hoher Gebrauchswert mit der poetischen Interpretation des Ortes und dem kulturellen Mehrwert der Gebäude miteinander in Einklang gebracht“.

Als künftiger Nutzer charakterisiert Marek Żydowicz, Direktor des EnergaCAMERIMAGE International Film Festival, die Bedeutung des Projekts aus seiner Sicht:

„It is the building that will be in public ownership. It will function 365 days a year and will not serve only the needs of the festival, but it will have a year-round program, not only in terms of film screenings, but also exhibitions. There will also be commercial activities related to the market and an education center. This building will be the first place in Poland where world premiere events can be held. Therefore, it must be a unique building”.

Die Wettbewerbs-Jury begründet ihre Entscheidung für das Projekt von Baumschlager Eberle Architekten mit der Erfüllung aller Ansprüche an ein vielschichtiges Funktionsprogramm und die Bedeutung für die Stadt Torun: Das Konzept der multifunktionalen Gemeinschaftsräume fügt sich harmonisch in die gewünschte Typologie der verstreuten Gebäude ein. Dies ermöglicht eine angemessene räumliche Beziehung zum Festplatz und zum Park. Die dynamischen Formen der Gebäude bieten die Möglichkeit, ein unverwechselbares, modernes Wahrzeichen in Toruń zu schaffen.

 

Bau-Phasen

Einer der großen Vorteile des Projekts von Baumschlager Eberle Architekten ist die Möglichkeit, das Projekt etappenweise zu realisieren. Auf der Grundlage des Wettbewerbsbeitrags verhandeln Baumschlager Eberle Architekten mit der öffentlichen Hand und dem Camerimage Centre über die weitere Zusammenarbeit. Mit der Fertigstellung des Ensembles wird voraussichtlich 2025 gerechnet.

 

Das Entwurfsteam von Baumschlager Eberle Architekten:

Prof. Dietmar Eberle, Hugo Herrera Pianno, Mateusz Dudek, Melanie Ghanem, Johannes Burtscher, Maria Jose Rodriguez de Vera Guardiola, Agnieszka Miecznikowska, Aleksandra Śliwa, Gabriela Kasperkiewicz,.

 

Lustenau (AT) und Krakau (PL), im September 2021

 

 

 

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